Die baltischen Staaten sind alte
Handelsnationen, die es schon im Mittelalter zu Wohlstand brachten. Auch innerhalb der ehemaligen Sowjetunion verlief die Wirtschaftentwicklung in den Ländern des Baltikums dank ihrer Stellung als Drehscheibe des
innersowjetischen Handels günstiger als in den anderen Unionsrepupliken. Seit der Unabhängigkeit orientiert sich Estland wie die übrigen baltischen Staaten zum Westen und versucht, die wirtschaftlichen Beziehungen zu
Skandinavien und zur EU auszubauen.Estland hat kaum Bodenschätze, die bedeutenden Vorkommen an Ölschiefer dienen der Energieversorgung des Landes. Nahezu alle Roh- und Grundstoffe für die
Fertigungswirtschaft müssen importiert werden. Hauperwerbszweige sind die Leicht-, Elektro- und Konsumgüterindustrie sowie Fischerei, Forst- und Milchwirtschaft. Hauptexportgüter sind Nahrungs- und Genußmittel.
Haupthandelspartner sind Finnland, die Russische Föderation, Schweden, Lettland und Deutschland. Anfang 1995 trat ein Freihandelsabkommen mit der EU in Kraft. Die Infrastruktur, vor allem das Straßennetz, ist
verhältnismäßig gut ausgebaut. Als erster baltischer Staat führte Estland 1992 eine eigene Währung ein. Seit 1992 ist Estland Mitglied des internationalen Währungsfonds, von dem das Land Darlehen erhält. Seither hat
sich die wirtschaftliche Lage kontunuierlich verbessert.
Mit einem zweistelligem Wirtschaftswachstum und einer sich spürbar erholt zeigenden Industrieproduktion zählt Estland zu den dynamischten und
zugleich auch liberalsten Volkswirtschaften in Europa.
Estland verfügt über günstige Voraussetzungen für den Aufbau einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Seit 1992 wird eine konsequent liberale Reformpolitik
verfolgt. Umfang und Intensität der Reformen sollen die entscheidenen Faktoren für die angestrebte Mitgliedschaft der EU sein. Der Strukturwandel der estnischen Volkswirtschaft ist durch drastischen Abstieg der
Großinstustrie und der Landwirtschaft sowie durch ein sprunghaftes Wachstum des Dienstleistungssektors charakterisiert. Im Rahmen der nahezu abgeschlossenen Privatisierung konzentrieren sich die letzten Bemühungen auf
die Privatisierung des Energiesektors sowie der staatlichen Infrastrukrbetriebe.
Ende 1998 waren 55% aller Arbeitsstellen Estlands in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern zu finden. In den drei
Jahren von 1994 bis 1997 stieg der Anteil der KMUs an der Beschäftigung in Unternehmen von 66 auf 73,4%. Die Selbstständigen stellen eine sehr wichtige geistige Ressource für das Land dar- 1998 waren es etwa 42.000.
Mit der Währungsreform von 1992 und der festen Bindung der Estnischen Krone an die DM im Verhältnis von 8 : 1 wurden der Inflation Einhalt geboten. Estland ist es damit gelungen, relativ schnell ein
stabiles Währungsklima zu schaffen. Der Wechselkurs der EEK zur Deutschen Mark wurde bisher nicht verändert.
Im Jahre 1994 begann sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt geringfügig zu erholen. Gründe dafür
waren u.a. eine höhere Mobilität der Arbeitssuchenden, positive Wirkungen von Umschulungsmaßnahmen. Die Arbeitslosenquote für 1998 betrug 9,6 Prozent. Dabei gibt es regional große Unterschiede (in Tallin 2%, in den
landwirtschaftlichen Gebieten Südostestlands bis 20 Prozent). Eine kleine und offene Witschaft wie die Estlands ist im hohen Maße vom Außenhandel abhängig. Im Jahre 1998 konnte Estland eine positive Handelsbilanz von
1,61 Mrd. US$ ausweisen. Gegenwärtig ist Finnland der wichtigste Außenhandelspartner.
Die ausländischen Direktinvestitionen beliefen sich 1998 auf 3,8 Mrd. EEK - das höchste Jahresresultat seit Beginn
des Reformprzesses. Weiterhin sind die nordischen Länder mit Anteil von über 60% die aktivsten Investoren, allen voran Finnland.